Schiffdorf bleibt fossil
Energiewende ist woanders
Im Rahmen einer Umfrage seitens der Deutschen Umwelthilfe und der Plattform FragDenStaat wurde auch die Gemeinde Schiffdorf aufgefordert, den Energieausweis des Rathauses zu veröffentlichen. Er sieht so aus:


Interessant ist, dass das Gebäude aus dem Jahr 1980 mit einem Primärenergiebedarf von 204 kWh/m2/Jahr schon damals über den Vorgaben der Energie-Einspar-Verordnung lag, also Energie und Geld verschwendete.
Zum Vergleich: Die noch ältere Max-Eyth-Schule in Schiffdorf liegt bei günstigeren 165 kWh, und das Gebäude der Kreisverwaltung in Jever aus dem Jahr 1933 kommt auf immer noch umweltfreundlichere 172 kWh.
Ebenso interessant ist der Eintrag zu „Erneuerbare Energien“: „keine“.
Schaut man sich in Schiffdorf um, findet man auf den Dächern der gemeindeeigenen Gebäude keine Solaranlagen. Als der Kandidat für das Bürgermeisteramt und jetzige Bürgermeister Henrik Wärner (CDU) in seinem Wahlkampf auf diesen Zustand und die Tatsache hingewiesen wurde, dass auch auf dem neuen Feuerwehrgebäude in der Brameler Straße keine Solaranlage geplant sei, urteilte er: „Das rechnet sich nicht!“
Dass die Sonne eine Rechnung schickt, ist bisher nicht bekannt.
Der Klimaschutzmanager der Gemeinde, B. Auffahrth, teilte bezüglich der Geldverschwendung im Rathaus mit:
„Hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel muss eine Sanierung des Rathausgebäudes dennoch zunächst zurückgestellt werden, um andere kommunale, notwendige Infrastrukturprojekte vorziehen zu können. Seien Sie jedoch versichert, dass dieses Thema seitens des Klimaschutzmanagements auch weiter verfolgt wird.“
Auf Nachhaken vertrat er die Meinung, dass es wohl sinnvoller sei, wenn die privaten Haushalte in Sachen Solarenergie vorangehen, da die öffentlichen Haushalte dies nicht leisten könnten.
Dazu schreibt das Bundesministerium des Innern:
„Wir sind ebenfalls der Auffassung, dass die öffentliche Hand eine besondere Vorbildfunktion zu erfüllen hat. Für die Gebäude des Bundes wurde im Klimaschutzprogramm 2030 daher eine weitreichende Maßnahme zur Vorbildwirkung beschlossen. Diese Vorgaben sind mit Beschluss des Bundeskabinetts vom 25. August 2021 zum sog. Gebäudeeffizienzerlass bzw. den „Energieeffizienzfestlegungen für klimaneutrale Neu-/Erweiterungsbauten und Gebäudesanierungen des Bundes“ nun in Kraft getreten. Mit diesen werden vorbildliche und ambitionierte Anforderungen an die Energieeffizienz für die Gebäude des Bundes mit der Zielsetzung eines klimaneutralen Gebäudebestands des Bundes verbindlich vorgegeben.
Der eigentliche Umbau und die Sanierung gemeindlicher Gebäude ist aber ausschließlich eine Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Bundesregierung sich in diesen Fällen, bei denen sie -im Gegensatz zu bspw. Fördermöglichkeiten- weder eine Regelungskompetenz besitzt noch Einflussmöglichkeiten hat, nicht weiter äußern kann.“
Vorbildfunktion der Kommune? Dazu hat sich Schiffdorf sogar schon einmal explizit bekannt, nämlich in ihrer „Strategischen Entwicklungsplanung“ bis 2030. Unter Federführung des Herrn Grün entstanden solche Formulierungen:
„Aber es ist nicht nur nötig, bei der Energieerzeugung den Umstieg auf CO2-arme, erneuerbare Energiequellen voranzutreiben, sondern auch, den Energieverbrauch zu reduzieren und die erzeugte Energie effizienter zu nutzen. Dadurch werden auch Kosten gesenkt. Die Gemeinde kann hier durch Maßnahmen im öffentlichen Raum und an den kommunalen Gebäuden und Einrichtungen eine Vorbildfunktion übernehmen.“
„Die Gemeinde Schiffdorf hat sich auf den Weg gemacht, die Energiewende voranzutreiben. […] Es gibt, ausgehend von Initiativen aus Wehdel, die Bestrebungen in Richtung einer energieautarken Gemeinde.“
Fakt ist:
Es gibt keinen der Öffentlichkeit vorliegenden Plan, wann und auf welchem Wege Schiffdorf klimaneutral werden soll und kann. Es gibt auf keinem gemeindeeigenen Dach eine Solaranlage. Es gibt in der Gemeinde keine einzige öffentliche Ladestation für Elektroautos!
Als Maßnahme gegen die Klimakatastrophe wurde mit medialem Aufwand Ende 2022 ein Baum neben der Schiffdorfer Mühle gepflanzt. Es handelt sich um eine Platane.
Wieviel CO2 eine derart junge Platane speichern kann, ist nicht bekannt.

Foto: privat
Fakt ist:
Nimmt man den Durchschnitt der globalen Zahlen, so speichert ein Baum geschätzt 10 kg CO2 pro Jahr. Allein die Heizung des Schiffdorfer Rathauses (150 kWh/m2/Jahr) jagt nach den Zahlen des Umweltbundesamtes knapp 76 t CO2 in die Luft. (*) Um diese Menge zu kompensieren, müsste man also 7.600 Bäume pflanzen - jedes Jahr. Am besten wären ausgewachsene Buchen oder Eichen - nicht aber eine mickrige Platane.
* Quelle: https://www.polarstern-energie.de/magazin/artikel/warum-erdgas-nicht-klimafreundlich-ist/